Geistliches Wort zum Sonntag Misericordias Domini dem 16.04.2020

26. April 2020

21Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; 22er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; 23der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; 24der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 25Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen."

1. Petrus 2,21b-25

Liebe Leserinnen und Leser,

„fühlen Sie, fühlt Ihr Euch wie ein irrendes Schaf?“. Unter normalen Umständen, vermute ich, weist jeder eine solche Frage weit von sich: Keiner will ein umherirrendes Schaf sein! Die schlaue Füchsin oder der gerissene Wolf stehen da ganz anders bei uns hoch im Kurs. Aber fühlen wir uns so in den Zeiten der Corona-Krise? Richtig gut geht es im Moment den wenigsten. Angst, Unsicherheit und Ratlosigkeit herrscht überall. Mir scheint, es ist schon viel gewonnen, wenn wir in Anbetracht der verschiedenen Expertenmeinungen, Politiker-Empfehlungen und staatlichen Verordnungen, die oftmals dem gesunden Menschenverstand nicht einleuchten wollen, uns zwar als umherirrend aber wenigstens nicht als kopflos betrachten könnten. Wenn wir ohne Sinn und Verstand – also kopflos –  handeln würden, dann wären wir tatsächlich verloren wie ein Strohhalm im Wind... 

Von daher kommt der Zwischenruf aus dem ersten Petrusbrief gerade recht. Der Briefschreiber fragt uns gewissermaßen: „Habt Ihr das richtige Vorbild?“ Er spricht uns auf unser Christsein an, und von daher ist klar, an wem wir uns orientieren sollen: Er hat euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen, sagt unser Briefschreiber: Jesus Christus hat keine betrügerischen Reden in seinem Munde geführt. Er hat keine verbale Gewalt ausgeübt, als er angefeindet und geschmäht wurde. Er hat keine Drohungen und Flüche ausgestoßen, als andere ihm Gewalt zufügten. Ganz bewusst hat er dies nicht getan. 

Wenn wir ihn als Vorbild nehmen, müssen wir uns nicht mit der Frage quälen, dass wir ihn als Vorbild nie erreichen werden. Denn die Basis, um Jesus als Vorbild zu nehmen, die haben nicht wir gelegt sondern er! Zu Recht meinte Martin Luther: „Das Hauptstück und der Grund des Evangeliums ist, dass du Christus, ehe du ihn zum Vorbild nimmst, zuvor entgegennehmest und erkennest als eine Gabe und ein Geschenk, das dir von Gott gegeben und dein eigen sei… Sieh, wenn du auf solche Weise Christus annimmst als Gabe, dir zu eigen gegeben, und nicht daran zweifelst, so bist du ein Christ. Dieser Glaube erlöst dich von Sünden, Tod und Hölle, macht, dass du alle Dinge überwindest.“ 

Jesus Christus als Basis für unser Leben und unser Vorbild. Neulich meinte eine Frau, mit der ich telefonierte, dass die Zeit der Corona-Krise durchaus Leute zur Besinnung brächte: Sie sei kürzlich auf unglaublich freundliche und zuvorkommende Menschen gestoßen! Und ich kann aus eigener Anschauung bestätigen, wie sehr Menschen sich für andere einsetzen und dabei viel Zeit opfern: Am 6. April gab es den Blutspende-Termin bei uns in der Kirchengemeinde. Die Schlange ging fast um den ganzen Gebäudekomplex herum. 100 Menschen haben sich über eine Stunde die Beine in den Bauch gestanden, um mit ihrem Blut anderen zu Hilfe zu kommen! Vorbildlich, finde ich. 

Mit der richtigen Basis und dem richtigen Vorbild kommen wir mit Gottes Hilfe durch diese Zeit hindurch, selbst wenn wir wie Schafe herumirren...

Nachfolge bedeutet

keine Abfolge von Erfolgen.

Nachfolge bedeutet

trotz eigener Misserfolge

einem Erfolglosen Folge zu leisten.

Nachfolge bedeutet

infolge des Kreuzes von der Sünde befreit

ein Verfolger der Liebe zu sein.

Nachfolge bedeutet

gegen die Gefolgschaft der Sünde

Erfolgsaussichten geschenkt zu bekommen – 

bis in die Ewigkeit.

AMEN

Ihr P. Dr. C. Bogislav Burandt

Gebet

Barmherziger Gott, du guter Hirte,

wir danken dir für alle, was du uns zum Leben schenkst.

Wir danken dir, dass du uns treu begleitest,

dass du uns aufbaust und erfrischst durch dein Wort.

Wir danken dir für Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi uns zugute.

Wir danken dir für Wegweisung, Hilfe und das Vorbild deines Sohnes.

 

Gnädiger Gott, du guter Hirte,

viele von uns fühlen sich wie irrende Schafe.

Wir suchen vergeblich nach Antworten, nach richtigen Entscheidungen, nach einem Aufatmen unserer Seele durch die Bedrückung der Corona-Krise, nach einem guten Hirten, der uns hilft.

Wir spüren Mangel, erfahren Leid, sehen wie andere leiden.

Zu dir kommen wir und bitten dich für die Menschen, denen es am Nötigsten zum Leben fehlt. Die nicht einmal das tägliche Brot zum Essen haben.

Für alle, die innerlich leer sind, die sich aufgrund staatlicher Anordnungen isoliert und vom Leben abgeschnitten fühlen, denen Freude und Motivation fehlt, denen Trauer und Depression zusetzt. Für alle, die von Existenzängsten umgetrieben werden und für alle, die massiv mit ihrem Alltag im Moment zu kämpfen haben. Für alle die um Gesundheit ringen, die das Krankenlager hüten und im Sterben liegen.

Erbarme dich, du guter Hirte.

AMEN

 

P. Dr. C. Bogislav Burandt

Biblisches Personen-Raten

Im letzten regulären Gottesdienst der Lukaskirche haben uns die Konfirmanden die Bibel als Lebensbuch vor Augen geführt und zum Lesen in der Bibel ermutigt. Wer kennt die folgende Person mit fünf Buchstaben?

Ein Engel kam zu ihr ins Haus:

„Hab keine Angst, ich bin gleich raus!

Der Sohn des Höchsten soll dein sein,

von allen Sünden machen rein.“

Mit dem Kopf sie nickte still:

„Mir geschehe, was Gott will!“

Wer war’s?

 

Auflösung des Rätsels vom letzten Sonntag Quasimodogeniti:

Es handelt sich um den Jünger Thomas, der nicht bei der ersten Erscheinung Jesu vor den Jüngern dabei gewesen war und daher „der ungläubige Thomas“ genannt wird. Die Geschichte steht Johannes 20,24-29. 

 

 

P. Dr. C. Bogislav Burandt