Geistliche Worte zu Karfreitag


den 10.04.2020

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Aber das alles ist von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt.“

2. Korinther 5,17-20

Liebe Leserinnen und Leser,

seit Jesu Tod am Kreuz haben Menschen – inzwischen fast überall auf unserem Planeten – eine bildhafte Vorstellung davon verinnerlicht. Maler, Dichter, Komponisten - und viele Menschen, die Jesus Christus am Kreuz in ihrer Kirche begegnen. 

Zum Karfreitag gehören auch Menschen, die uns ähnlich sind, ganz normale Menschen: Angehörige der Familie und Freunde, Spötter, Gleichgültige und Wegschauende, Mitfühlende und Verzweifelte, Entsetzte und Beschämte, Weinende und Kummervolle.

Und die Erfolgreichen, die Liebenden und die Enttäuschten sind natürlich dabei. Ebenso die Alten mit ihren schweren Schritten und die Geschäftigen mit ihrer Hast… Und wer Leben und Welt genau betrachtet, wird immer wieder auch Unfähigkeit zum Guten, Unwilligkeit zum Frieden und die teils katastrophal überhebliche Selbstüberschätzung entdecken – aber immer wieder auch die Sehnsucht, ein neuer Mensch zu werden.

Und der Apostel Paulus mit seiner Suche nach Sinn gehört ebenfalls dazu. Er denkt in Wegen – und nicht in Kreisen. Wer in Kreisen denkt, ist dem Prinzip der Wiederholung verpflichtet: Alles kommt wieder - und immer wieder in ähnlicher Gestalt. 

Statt in Kreisen denkt Paulus in Linien, Wegen und Zielen: auf Zukunft gerichtet. Das macht Menschen bis heute zuversichtlich – selbst mitten in einer Corona-Krise, die uns nicht zu ängstlich machen soll.

Natürlich erinnern wir uns in jedem Jahr am Karfreitag an das Kreuzigungsgeschehen. 

Aber Jesus wird nicht in jedem Jahr neu gekreuzigt. Wer in Wegen denkt, richtet die Aufmerksamkeit mit Zukunfts-Sinn nach vorn. Verwandlung will der Karfreitag, ein Werden über den trostlosen Tod hinaus. Hinaus auch über alles Scheitern, über alle entzauberten Hoffnungen, über alle durchkreuzten Träume, verhöhnte Ideen, enttäuschte Liebe. Hinaus über die bleiernen Schatten, die grabesschwer lasten.    

Weil Jesu Tod uns hineinzieht in eine Lebensbewegung: vom alten Menschen zum neuen Menschen, von Feindschaft zur Freundschaft, von der Herrschaft der Gewalt zu den Chancen der Gewaltlosigkeit.

Solche Bewegung der Versöhnung ist lebensnotwendig: Allen Widersprüchen, Trennungen und Feindschaften zum Trotz – auch wenn es zunächst aussichtslos erscheint. Versöhnung tritt allem entgegen, was das Leben bedroht. Und dazu werden wir als Botschafter der Versöhnung gebraucht!       

So klingt die Sehnsucht nach Wandel, nach Veränderung, wie Paulus sie beschreibt.
Ich empfinde sie als Sätze, die zu einer Art „Magna Charta“ unseres Glaubens gehören. 

Sie sprechen die Sprache der Sehnsucht nach Heilem, nach Heilmachendem, nach Tröstlichem, nach Gutem, Aufrichtenden. Darin finde ich mein Ja zu diesem Jesus am Kreuz. Mein Ja zu diesem Jesus mit den ausgebreiteten Armen: Noch durch das Kreuz daran gehindert, die ganze Menschheit in die Arme zu nehmen. Und doch schon Lebenszeichen, Hoffnungszeichen, Versöhnungszeichen.

Damit nicht alles so bleiben muss, wie es ist.

Damit jede und jeder von uns werden kann, was wir in Gottes Augen schon lange sind. 

Dazu helfe uns Gott mit einem gesegneten Karfreitag - und einem trotz allem hoffnungsvoll froh machenden Osterfest.

Stadtsuperintendent i. R. Wolfgang Puschmann

Gebet

Gott,                                              

der Vater und Ursprung allen Lebens,

sei uns nahe und lass uns bedenken und erkennen,

dass niemand von uns sich selbst erschaffen muss,

dass niemand von uns sich selbst erlösen muss

und dass niemand sich selbst versöhnen muss.

 

Gott der Vater mache uns stark im Glauben, 

     dass wir seinen Worten trauen.

Gott der Sohn mache uns stark in der Liebe, 

     dass wir keinen übersehen, der uns braucht.

Gott der Heilige Geist mache uns stark in der Hoffnung,

     dass wir in seinem Frieden leben und wirken. 

Amen

Biblisches Personen-Raten

Im letzten regulären Gottesdienst der Lukaskirche haben uns die Konfirmanden die Bibel als Lebensbuch vor Augen geführt und zum Lesen in der Bibel ermutigt. Wer kennt die folgende Person mit sechs Buchstaben?

 

Mit der Feder in der Hand

der Sache Christi zugewandt,

trotz Krankheit er sehr viel vermochte

auch wenn der Streit durch ihn aufkochte.

Durch Gottes Gnad’ und Christi Geist,

sein Text bis heut uns Gut’s verheißt.

 

Wer war’s?

P. Dr. C. Bogislav Burandt