Geistliche Worte zum Gründonnerstag


den 09.04.2020

So sollt ihr's aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es in Eile essen; es ist des HERRN Passa."

2. Mose 12,11

Manche Geschichten, liebe Leserinnen und Leser, sind so fruchtbar, dass neue Geschichten aus ihnen entstehen. Eine besonders fruchtbare Geschichte etwa ist die vom Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Diese Geschichte ist nicht nur unzählige Male verschiedentlich weiter erzählt und weiter gesungen worden, sondern sie ist auch der Humus für Freiheitsgeschichten ganz verschiedener Art. Und sie hat auch zu jener besonderen Mahltradition des Passa/Pessachmahles geführt, das über die Jahrhunderte hinweg und auch bis heute zu den unverzichtbaren Merkmalen des Judentums gehört! 

Nach Auskunft der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas ist das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern genau ein solches jüdisches Passahmahl gewesen. Und das heißt: Die Geschichte von Gottes Errettung der Israeliten und seine schützende Hand auf dem Weg schwang im Hintergrund mit, als der Meister mit seinen Jüngern feierte und es zur Einsetzung des neuen Bundes kam und Jesus sich selber in Beziehung setzte zu Brot und Wein: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben ist. Das ist mein Blut, das für euch vergossen ist.“ 

Wenn ich im zweiten Buch Mose die alte Geschichte vom Passahmahl lese, dann fällt mir heute besonders auf, wie miserabel diese Mahlzeit als Mahlzeit eigentlich war: Die Israeliten sollen gewissermaßen gestiefelt und gespornt die Mahlzeit zu sich nehmen. Von Genuss kann keine Rede sein, Essen mit Hektik ist schrecklich. Aber genau das zeichnete das erste Passahmahl aus, bei dem man wegen der überstürzten Flucht kein ordentliches Brot backen konnte und sich mit dem eher Oblaten ähnlichen, geschmacksneutralen „Knäckebrot“ begnügen musste. Und doch: Zu der Befreiung aus der Knechtschaft, zum Weg in das Land der Verheißung gehört das Passahmahl unverzichtbar dazu! 

Immerhin entspricht in dieser Hinsicht unser Essen am heutigen Gründonnerstagabend voll und ganz dem ersten Passahmahl: Es ist miserabel! Das liegt bei uns weniger an den Bestandteilen der Mahlzeit als vielmehr daran, dass wir das Mahl wegen der Corona-Krise nicht in Gemeinschaft feiern können, wie viele von uns es ansonsten gewohnt sind. Gerade in unserer Lukasgemeinde hat das Feierabendmahl am Gründonnerstag im Großen Saal unter Mitwirkung des Lukaschores im wahrsten Sinne des Wortes „Kultstatus“. 

Gerade der Blick auf die Folgen des ersten Passahmahles aber macht uns Mut: Aus einer miserablen Mahlzeit kann die Sehnsucht nach Freiheit und Gemeinschaft entstehen und zu einer neuen Tischgemeinschaft führen. Das miserable Essen heute Abend, wer weiß wozu es gut sein kann. Es könnte ja sein, dass bei uns der Hunger nach Vergebung und der Durst nach einem Neuanfang im Namen Jesu durch den Gründonnerstag 2020 kraftvoll ausbricht. Hunger und Durst, die mit der Sehnsucht nach vertiefter Gemeinschaft mit Gott und damit auch mit Menschen und Geschöpfen gleichermaßen einhergehen. 

Miserabel ist unser Essen heute, aber das Land der Verheißung liegt vor uns. Und wir werden Das Mahl Jesu Christi auch wieder feiern. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr (Psalm 111,4).

AMEN

P. Dr. C. Bogislav Burandt

Gebet

Jesus Christus,

sei bei allen, die durchs Leben irren und sich fremd fühlen, denen die Angst im Nacken sitzt. Hilf uns sie zu sehen und ihnen beizustehen.

Hilf Du den Helfern, die Menschen zu sättigen und zu heilen versuchen und wecke bei den politisch Verantwortlichen, Phantasie und Ausdauer, gute Rahmenbedingungen für alle zu schaffen.

Stärke Du alle, die nicht zur Ruhe kommen, die müde und erschöpft sind,
aus Deiner Kraft.

Dir vertraue ich mich an mit allen, die mir lieb sind und mit allen, die es mit mir schwer haben. Mache uns gewiss: bei Dir sind alle willkommen.

AMEN

P. Dr. C. Bogislav Burandt

Biblisches Personen-Raten

Im letzten regulären Gottesdienst der Lukaskirche haben uns die Konfirmanden die Bibel als Lebensbuch vor Augen geführt und zum Lesen in der Bibel ermutigt. Wer kennt die folgende Person mit sechs Buchstaben?

Mit der Pauke in der Hand

zog sie hin zum Vaterland,

sie sang und tanzte ziemlich wendig, 

das machte alle sehr lebendig,

ihr Bruder führte das Volk hin,

nach Israel - mit Gott im Sinn.

 

Wer war’s?