Geistliche Worte für den Sonntag Judica


den 29.03.2020

(Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.) Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Hebräerbrief, Kap. 13, (11)12-14

Liebe Leserinnen und Leser!

Scheint so weit weg, wirft so viele Fragen auf, all dies. Alttestamentliche Opferpraxis, auf die Passion Jesu übertragen. Aufforderungen, die schwer einzuordnen sind: wer ist „wir“, was ist „zu ihm hinausgehen“, was für ein Lager? Und zu guter Letzt: Wer hat hier den Status von Migranten? Ist das bloß skurril – oder doch relevant, so dass es eines Schlüssels bedarf, um in eine möglicherweise vorhandene Schatzkammer hinter diesen Worten zu gelangen?

Auffällig sind die Gegensätze: Drinnen – draußen. Vorübergehend – zukünftig bleibend. Anstößig: Blut. Aber: Wo Blut fließt, wirkt Lebenskraft. Wohin kämen wir ohne Bluttransfusionen, ohne Spender*innen? (Und weil’s gerade passt: am 6.4. findet von 16-19 Uhr der Blutspende-Termin des DRK in der Lukaskirche statt!)

Die Topografie changiert in seltsamer Weise: Das „Lager“ ist zunächst der Aufenthaltsort des aus der Knechtschaft befreiten, durch die Wüste in die Freiheit wandernden Gottesvolkes. Opfer regeln die Beziehung zu Gott, die archaische Vorstellung sagt: Das Böse, die Schuld, kann auf das Tier übertragen werden, dessen Blut schafft Sühne. Das Tier selber, mit der Schuld behaftet, wird nach draußen geschafft. Distanz zum Bösen schaffen dient dem Überleben. Wir sind aktuell genötigt, genau das zu leben.

Der Autor des Hebräerbriefes, sprachkundig und in der Hebräischen Bibel bestens bewandert, malt Jesus mit Hilfe der alttestamentlichen Bildersprache als letzt- und endgültiges Opfer. In seinem Sterben zieht Gott sein erwähltes Volk neu an sich und weitet die Erwählung aus: zu Israel kommen Glaubende aus den Völkern hinzu. Leider werden sie sich bald über Gottes zuerst erwähltes Volk erheben, es befeinden, bis hin zu dem grauenhaften Versuch, es auszurotten.

Sie sind das hier angesprochene „Wir.“ Ja, wir. Doch der Verfasser des Hebräerbriefs ahnt noch nichts von der schrecklichen Trennung. Er sieht im Auftreten, im Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu eine grundsätzliche Erneuerung des Bundes Gottes mit seinem Volk. Zu seiner Zeit sind Tempel und Jerusalem zerstört, in diesem alten Lager hält uns nichts mehr, schreibt er den Jesusgläubigen. Aber zu IHM halten wir uns, zum Gekreuzigten, zum Lebensspender, auch wenn sie uns deswegen mobben, verspotten, verfolgen. Wir schämen uns des ewigen und neuen Hohenpriesters nicht.

Ja, und wir sind „Hebräer“. Die hebräische Wurzel awar bedeutet „hinübergehen, überschreiten“. Wir überschreiten, überwinden Gräben, Mauern, Grenzen zwischen drinnen und draußen, gehen an vielem vorüber, aber klammern uns nicht an Vorübergehendes. Unser Migrationshintergrund ist das Paradies, unsere Sehnsucht ist die zukünftige Stadt – oder: Gottes Reich. Und zwischendurch ziehen wir hinter IHM her: hinter Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

P. i. R. Mag. theol. Gerd Brockhaus

Gebet

(aus dem Michaeliskloster in Hildesheim)

Gott.

Wir sind verbunden.

Als Menschen mit Menschen.

Als Glaubende miteinander.

Als Glaubende und Menschen mit Dir.

Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen.

Heute.

Wir denken an alle, die wir lieben.

Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.

Wir denken an alle Kranken.

Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können.

Wir denken an alle, die helfen.

Gott.

Wir sind Deine Menschen.

Wir sind miteinander verbunden.

Atmen die Luft Deiner Schöpfung.

Beten zu Dir in allem, was ist.

Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen: Vater Unser im Himmel...

AMEN

Biblisches Personen-Raten

Im letzten Gottesdienst der Lukaskirche haben uns die Konfirmanden die Bibel als Lebensbuch vor Augen geführt und zum Lesen in der Bibel ermutigt. Wer kennt die folgende Person mit sechs Buchstaben?

Felsenfest mit Überzeugung

hielt er zum Herrn aus Herzensneigung. 

Doch als da kam die groß’ Gefahr,

er schmählich log, nur Angst gebar.

Der Hahn, der krähte auf dem Mist,

kaum jemand weiter unten ist.

Jedoch der Herr ihn zog ins Boot,

zu künden Heil allen in Not,

damit das Licht aus Gottes Welt,

nun allen scheint, sie wärmt und hält.

 

Wer war’s?

Auflösung des Rätsels von letzter Woche:
Es handelt sich um Bileam
Die Geschichte steht im 4. Buch Mose in den Kapiteln 22-24.